Olympia 2024: Rückblick von Simon Diesch
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Mit Rang 14 bei den olympischen Regatten im 470er-Mixed blieben Simon Diesch (Württembergischer Yacht-Club) und seine Berliner Vorschoterin Anna Markfort hinter den Erwartungen zurück. Eine Woche danach blickt der 29-Jährige auf die Tage im Zeichen der fünf Ringe zurück.
„Olympische Spiele haben ihr eigenen Gesetze“, habe sich wieder einmal bestätigt, fasst Simon Diesch zusammen. Oft hatten die deutschen Segler in Marseille trainiert, meist hatte man guten Wind, wenngleich mit großer Variabilität. Doch im August wird das Land dort so heiß, dass die üblichen Windsysteme sich nicht mehr entwickeln können.
Während auf den besser mit Wind versorgten Außenbahnen die ersten Klassen ihre Wettfahrten segelten, wurden auf den Innenbahnen (näher am Land) wegen Windmangels sogar die Trainings abgesagt.
Bei zwei Windstärken startete schließlich das Feld der 19 Boote im 470er Mixed in die erste Wettfahrt nervös und ungeduldig, so dass gleich drei Boote wegen Frühstarts disqualifiziert wurden, darunter die späteren Olympiasieger Lara Vadlau und Lukas Mähr (Österreich). Trotz eines zweifachen Strafkringels im ersten Lauf kamen Diesch/Markfort auf die Plätze acht und vier. „Das war dann noch das Highlight“, so Diesch im Rückblick.
Für Tag zwei war Mistral mit über vier Windstärken angekündigt. Der sonst durchgehend starke Wind hatte diesmal löchrige Streifen. „Boote um dich herum sind plötzlich viel schneller gefahren“, beschreibt Diesch diese unregelmäßigen Windfelder. Die Plätze neun und zehn halfen nicht nach vorne. Mit den Plätzen 16 und neun am dritten Tag bei wieder sehr schwachem Wind fiel das deutsche Team weiter auf Rang neun zurück „Da haben wir den Anschluss verpasst“, kommentiert Diesch trocken. „Man hätte nicht nur diesen Tag einigermaßen mutig und mit viel Risiko bestreiten müssen. Unsere konservative Herangehensweise war nicht der erfolgreiche Weg.“
Drama führt zum Aus
Tag vier brachte überhaupt keine gültige Wettfahrt. Bei ganz wenig Wind wurde ein Rennen gestartet. Die Boote kamen kaum vorwärts. Ganz links an der Startlinie mussten Diesch/Markfort zwei Wenden nacheinander machen, um die Startlinie zu passieren. Die Jury im Motorboot hinter dem Startfeld war der Meinung, der deutsche 470er habe einmal zu viel „gerollt“, um wieder Geschwindigkeit aufzunehmen. Sie zeigte die gelbe Flagge - und die beiden mussten zwei Strafkringel segeln. „Das war unsere allererste gelbe Flagge überhaupt“, betont Diesch. Zu allem Überfluss wurde diese Wettfahrt kurz darauf ergebnislos abgebrochen, die Strafe blieb jedoch bestehen.
Nun blieb nur noch ein Tag, um noch einmal Boden gut zumachen. Doch dieser fünfte Tag wurde ein rabenschwarzer Tag für Simon Diesch und Anna Markfort. Nach dem Start segelten Diesch/Markfort auf die rechte Seite, waren unter den ersten drei Booten dabei. „Rechts kam immer frischer Wind rein“, begründet Simon Diesch die Seitenwahl. „Doch wir sind ins Luftvakuum gefahren“, schildert er die verhängnisvolle Situation. Dazu drehte der Wind immer mehr nach links. Erst mit den letzten Booten rundete der deutsche 470er schließlich die Luvmarke. Danach traf das Team auf der Vorwindstrecke ein paar „nicht rationale Entscheidungen“ - und als letztes Boot dümpelte das mit „GER“ am Bug ins Ziel.
Nun wurde es eng mit dem Einzug in das Medal Race der besten zehn Teams. Ordentlich Druck lastete auf Diesch/Markfort. Der Start war super, als erstes Boot passierten sie die Luvmarke. In der folgenden Runde verloren sie in leichten Winden drei Boote. Von der letzten Lee-Boje ging es gut 100 Meter nach links ins Ziel. Als Fünfte rundeten Diesch/Markfort diese Marke, luvten an, bekamen ein bisschen Wind – und schon wieder kam die Jury von hinten mit der gelben Flagge. Die Vorschoterin habe sich nach Luv gesetzt und damit das Boot unerlaubt beschleunigt, erklärte sie später. Doch eine zweite Strafe nach dieser Regel zwingt die Crew zur Aufgabe des Rennens. Simon Diesch und Anna Markfort mussten nach rechts abdrehen, in Richtung Hafen fahren statt durchs Ziel. Damit war besiegelt, dass sie sich nicht für das finale Rennen der besten zehn Teams qualifiziert hatten. Rang 14 war ihr Endergebnis. „Das war weit unter unseren Erwartungen“, waren die beiden sichtlich geknickt.
Stolz auf die Olympiateilnahme
„Natürlich waren wir in den ersten Tagen nach dem letzten Rennen am Boden zerstört, waren wir doch nach der engen Qualifikation gegen die anderen drei deutschen Top-Teams in eine olympische Euphorie verfallen. Zwischenzeitlich ist aber wieder der Stolz auf die Leistung, die die beiden er-bracht haben, und die Freude darüber, dass der WYC wieder bei Olympischen Spielen vertreten war, zurückgekehrt. Die Olympiapremiere der beiden werden wir mit ihnen noch gebührend feiern“, kommentierte WYC-Präsident Oswald Freivogel. Und fügte an: „Unsere herzlichen Glückwünsche gehen aber auch an die Sieger Lara Vadlau und Lukas Mähr, der eine Goldmedaille an den Boden-see zum Yacht-Club Bregenz gebracht hat!“
Fotos: Sailing Energy