olympiaFür 470er-Steuermann Simon Diesch (WYC) und Vorschoter Philipp Autenrieth (BYC) geht der Kampf um das Olympia-Ticket in die heiße Phase. Im Januar war das Team drei Wochen in Miami, segelte bei der Nordamerikanischen Meisterschaft auf Rang fünf und beim World Cup auf Rang zehn. In der Weltrangliste verbesserten sie sich damit wieder auf Rang 17 - neun Plätze vor ihren Mitbewerbern aus Mecklenburg-Vorpommern.

Seit dem 9. Februar sind die beiden im Trainingslager in Mallorca. Dort bereiten sie sich auf die WM Mitte März vor. Die WM stellt das erste von drei Ausscheidungs-Events des DSV dar – wenn Deutschland noch das Nationenticket für die 470er-Herren ergattert. Denn das fehlt bisher noch. Die letzte Gelegenheit wird dafür der World Cup Mitte April in Genua sein. In ihrem Newsletter schreiben die beiden ausführlich über Miami und die bevorstehenden Regatten:

„Drei Wochen Miami Philipp war am 2. Januar schon nach Miami geflogen, um den 470er mit dem Trainer-Motorboot beim Zoll aus dem Container zu holen, den Simon unmittelbar nach Rückkehr des Equipments aus Japan im Oktober in Kiel neu verpackt und in der anderen Richtung weiter geschickt hatte. Simon kam zwei Tage später nach, die ersten Trainingstage des neuen Jahres – des Olympia-Jahres! – konnten beginnen. Zu diesem Zeitpunkt hatte es rund 30 Grad Celsius in Miami - und beste Segelbedingungen. Wie am Schnürchen wurde ab dem 11. Januar bei der Nordamerikanischen Meisterschaft eine Wettfahrt nach der anderen gesegelt. Nach insgesamt neun Wettfahrten, bei zum Teil sehr drehendem Wind, kamen wir auf einen sehr guten fünften Rang. Wir sind solide gesegelt, hatten keine brillanten Einzelergebnisse, aber eben auch keine Ausrutscher nach unten. Das war - seien wir ehrlich und blicken auf unsere bisher meist am ersten Tag oder gleich in der ersten Wettfahrt gesegelten Streicher zurück - für uns ein weiterer Schritt nach vorne.

Training auf dem Atlantik im Golfstrom Es folgte unmittelbar danach ein weiterer Trainingsblock, auch mit einer „Coaches Regatta“, die wie woanders auch die Trainer der beteiligten Gruppen selbst organisierten. An zwei von drei Tagen wurde „draußen“ auf dem atlantischen Ozean gesegelt - nicht in der Biscayne Bay zwischen Miami und Miami Beach, wo sonst auf recht flachem Wasser regattiert wird (umfallen sollte man da nicht, der Mast bliebe stecken). Denn vor allem die Teams, die schon für Olympia qualifiziert sind, zog es hinaus aufs offene Meer. Vor Miami Beach, im Golf-Strom, ist das Revier durchaus vergleichbar mit dem vor Enoshima. Mit bis zu vier Knoten fließt dort das Wasser gen Norden.

World Cup in Miami Ab dem 20. Januar wurde dann beim World Cup, Station Nr. 2 der laufenden Saison 2019/20, gesegelt. 30 Teams waren bei den 470er Herren am Start. Nach den ersten beiden Tagen zog eine Kaltfront über Miami durch. Morgens hatte es nur noch fünf Grad C. Warme Jacken und Mützen waren Trumpf, es war die Rede vom „Leguan-Regen“. Denn die wechselwarmen Reptilien frieren auf den Palmen buchstäblich ein und fallen herunter, da sie es nicht gewohnt sind, sich eine warme Höhle zu suchen. Nundenn, uns hat keines dieser Tierchen getroffen, wir sind die ganze Woche wieder solide auf der Bahn unterwegs gewesen. Bei 23 Grad Wassertemperatur und ausreichend Wind konnte an den ersten drei Tagen auch gut gesegelt werden. Am Donnerstag war dann Dauerregen und Flaute, das siebte Rennen am Freitag war bei etwa drei Knoten Wind eher grenzwertig. Wir haben immer wieder vermeidbare Fehler gemacht, haben uns aber gut gefangen und lagen nach diesen sieben Wettfahrten auf Rang zehn, waren also für das Medal Race qualifiziert. Als Zehnter in das Finalrennen zu gehen, heißt: Alles oder nichts. Verlieren kann man nichts mehr, zu gewinnen war für uns bei günstiger Konstellation vielleicht noch ein Platz. „All in“ war also die Devise. Doch auf der Startlinie durchkreuzte das britische Team unseren Plan, zwang uns auf die rechte Seite. Doch links ging es besser - und wir kämpften bis zum letzten Zentimeter, noch vom letzten Platz in diesem Finalrennen wegzukommen. Aber die anderen Teams sind auch keine Anfänger - und so war diesmal nichts zu machen. Letztlich waren wir dann doch Neunte im Medal Race, da ein Team einen Frühstart hatte. So oder so, das änderte also nichts mehr an unserem zehnten Platz insgesamt. Voriges Jahr war Miami kein gutes Pflaster für uns, da segelten wir nur auf Platz 22 (auch wenn es da ein paar Boote mehr waren). So können wir also dieses Jahr doch sehr zufrieden sein. Denn auch die Mitbewerber um das noch ausstehende europäische Olympia-Ticket waren in Miami dabei - und wir lagen am Ende deutlich vor allen!

Trainingslager in El Arenal bezogen Ende Januar waren wir zurück in Deutschland. Wir konnten uns kurz regenerieren, dann ging es für zwei Tage nach Kiel zur alljährlichen sportmedizinischen Untersuchung sowie dem Leistungstest. Wir sind beide topfit und kerngesund! Wieder im Süden haben wir direkt unsere Ausrüstung für die kommenden Wochen neu sortiert und gepackt. Ab sofort sind wir also vor El Arenal in der Bucht von Palma beim Training. Mit dabei sind Malte Winkel und Matti Cipra sowie Bundestrainer Tytus Konarzewski. Ein Schweizer Team gesellt sich zur Trainingsgruppe und in ein paar Tagen werden auch die Japaner, dann die Spanier hier eintreffen. Tagsüber gehen die Temperaturen bis auf rund 20 Grad hoch, nachts kühlt es auf zehn Grad ab. Meist ist es sonnig - und von Sturm keine Spur. Anfang März wird es noch eine Trainingsregatta, die „ATC“, geben, am 13. März beginnt dann hier die Weltmeisterschaft 2020. Noch steht die Entscheidung über das Nationenticket für Deutschland bei Olympia aus. Das letzte Europa-Ticket im Rahmen der 19 zugelassenen Boote bei den 470er Herren wird beim World Cup in Genua (13.-19. April) vergeben. Sollte ein deutsches Team bei Olympia starten dürfen, hat der DSV die WM, die in Palma folgende Regatta um die Trofeo Princesa Sofia und eben den World Cup als interne Ausscheidungs-Events festgelegt. Es geht bei der WM also schon um alles, nicht nur die Wurst oder ein WM-Ergebnis. Sollte irgendein Land, das qualifiziert ist, kein Team nach Tokyo entsenden, oder ein Kontinent kein weiteres Kontinentalticket besetzen können, so wäre aufgrund des WM-Ergebnisses von 2019 (im August in Enoshima, wir berichteten) Deutschland der Nachrücker. Doch da wird beim Weltseglerverband noch heiß diskutiert und von anderen spekuliert. Wir haben beim World-Cup die Chance, das Ticket aus eigener Kraft zu holen - und diesem Ziel gilt unsere ganze Anstrengung!“

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