bundesligaSportlich erfolgreich, bürokratisch geplagt, bautechnisch engagiert und finanziell in froher Hoffnung auf die Erholungsphase - so lässt sich der aktuelle Zustand des Württembergischen Yacht-Clubs gemäß der Vorstandsberichte bei der Mitgliederversammlung am Freitagabend (22. März 2024) in Friedrichshafen zusammenfassen. Jubilare wurden geehrt, engagierte Ehrenamtliche ausgezeichnet und talentierte Jugendliche zu Preisträgern der Herzog-Carl-Stiftung ernannt.

227 Mitglieder hatten den Weg ins Graf-Zeppelin-Haus gefunden, um der 113. ordentlichen Mitgliederversammlung beizuwohnen. Sie erhielten traditionell zuerst einen Einblick in die Erfolge der Jugendarbeit.

Herzog-Carl-Stiftung zeichnet Segelnachwuchs aus
„Ein erfolgreiches Jahr liegt hinter uns - und eine spannende, olympische Saison vor uns“, leitete Jugendleiterin Jaqueline Egger-Buck die Auszeichnung talentierter Jugendlicher durch die Herzog-Carl-Stiftung ein. Eine harte, disziplinierte Arbeit zeichnet den Segelnachwuchs des WYC aus, die zahlreiche „unvergessliche Momente“ beschert haben und auf die alle sehr stolz sein können. Die Sportler des Vereins haben sich ständig weiter entwickelt und viele Top-Ergebnisse und Medaillen bis hin zum Europameistertitel unter dem Stander des WYC geholt.
Die Preisträger 2024 der Herzog-Carl-Stiftung sind die 29er-Segler Elisabeth Niedermaier, Jana Schneider und Augustin Mayer sowie Sophie Schneider und Victoria Egger. Finn Meichle segelt im 420er. Bereits auf Bundeskader-Niveau angekommen sind in den olympischen Klassen Alisa Engelmann (iQFOiL-Surfbrett), Kite-Surfer Jan Vöster sowie Katharina Schwachhofer und Elena Stoltze im 49er FX wie auch Moritz Dorau und Riko Rockenbauch im 49er.
Henrik Lingenhölin sprach als Vertreter des Hauses Württemberg der Jugendleiterin stellvertretend für alle Beteiligten den Dank aus, dass mit der „herausragenden Jugendarbeit“ die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft des Vereines geschaffen werden. „Bleibt fair, bleibt motiviert“, wandte sich Lingenhölin direkt an die Preisträger und drückte die Daumen für die bevorstehende Saison. Für die Preisträger bedankte sich Finn Meichle: „Wir verstehen diese Auszeichnung als Ansporn, weiter zu machen. Diese Unterstützung hält den Segelsport am Leben.“

Jugendrat will Zusammenhalt stärken
Einen kurzen Bericht über die Arbeit des Jugendrats gab Jugendratssprecherin Victoria Egger. Insbesondere die Freitagsregatten für Jollen vor Seemoos werden vom Jugendrat organisiert, die Jollenregatten des Vereins auf dem Gelände dort jeweils begleitet. Im Winter werden gemeinsame Aktivitäten wie Skifahren, Eislaufen oder Thermenbesuche durchgeführt. In der kommenden Saison sollen die Freitagsregatten intensiviert werden, kündigte Victoria Egger an. Eine Verbindung zwischen der Jugend und den übrigen Jollenseglern in Seemoos solle geschaffen werden, „alle sind herzlich eingeladen“. Besonders liegt dem aktuellen Jugendrat der Zusammenhalt im Club am Herzen. „In einer Zeit, in der sich alles immer schneller dreht, ist es besonders wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen“, so die 17-Jährige. Der Verein biete dafür den perfekten Rahmen, auf dem Wasser wie an Land. Wichtige Werte wie Teamgeist, Fairplay oder die Übernahme von Verantwortung spielten beim Segeln eine große Rolle.

Umfassende Sanierungen, aufwändige Betriebsprüfung
Eigentlich ist der WYC ein Sportverein. Der Geschäftsbericht des Präsidenten Oswald Freivogel befasste sich dagegen vor allem mit Renovierungen der Liegenschaften des Clubs und einem dicken bürokratischen Problem. Ob Corona, Teuerungsraten oder Handwerkermangel - gleich mehrere Sanierungsmaßnahmen konnten erst im vorigen Jahr in Angriff genommen werden. Recht umfassend waren die Vorbereitungen für das Ausbaggern der Hafeneinfahrt, was dafür dann im Spätsommer 2023 recht zügig über die Bühne ging. Ein Teil der Sanierungsmaßnahmen für Duschen und Toilet-ten in den beiden Clubhäusern in Seemoos und an der Uferstraße brachten jedoch unangenehme Überraschungen und erheblichen Mehraufwand mit sich - sind aber inzwischen abgeschlossen. Größter Brocken war jedoch die Sanierung des maroden Teils der Westmole des Yachthafens, die in ihren Grundzügen schon 1912 errichtet worden war. Mehr als eine halbe Million Euro aus Clubmitteln mussten dafür aufgewendet werden. Die Maßnahmen sollen bis zum Saisonbeginn abgeschlossen sein.
Völlig überrascht wurde der WYC jedoch vor Jahresfrist vom Begehren des Finanzamtes, eine umfassende Betriebsprüfung durchzuführen, die erste in der Geschichte des 1911 gegründeten Vereins. Die Prüfung sämtlicher Ein- und Ausnahmen dreier Jahre dauerte fast zwölf Monate, erforderte zahlreiche Besprechungen und schriftliche Stellungnahmen. „Hätte unser Präsident noch Haarfarbe gehabt, er wäre ergraut“, verdeutlichte Schatzmeister Kai Andersohn den Aufwand für diese Betriebsprüfung. Insbesondere wurde die korrekte steuerliche Einordnung der verschiedenen Bereiche der Vereinsarbeit bis ins Kleinste durchleuchtet. Nach zahlreichen Diskussionen wurde dem Verein aber bestätigt, korrekt gearbeitet zu haben. Nur ein paar Kleinigkeiten wurden steuerlich neu beurteilt. „Das ist auch Rechtssicherheit für die kommenden Jahre“, blickte Andersohn voraus. Die Konten des WYC wurden durch die vielen kleinen und großen Sanierungsmaßnahmen im vergangenen und auch im laufenden Jahr schwer belastet. Für die Westmole musste der Verein einen Kredit aufnehmen, das angesparte Finanzpolster war nicht ausreichend. Andersohn betonte am Ende eines sehr umfassenden Finanzberichts: „Die Finanzen des WYC sind in Ordnung, gesund und nachhaltig, auch wenn sie in den kommenden Jahren in einer Erholungsphase sind!“

Ehrungen langjähriger, verdienter und erfolgreicher Mitglieder
Nicht weniger als 33 Mitglieder (siehe unten) wurden für 25 Jahre Mitgliedschaft im WYC ausgezeichnet. Drei Mitglieder (Dr. Doris-Heide Glaser, Walter Müller und Andreas Thorn) sind schon seit 50 Jahren dabei - und fünf halten dem Verein seit 60 Jahren die Treue. Herbert Dietz, Wilhelm Egger, Helmut Höll, Günter Keinath und Rudolf Ulmer sind schon 1964 dem Verein beigetreten. „Willy“ Egger gehört immer noch zu den Aktivsten im Verein - Jahr für Jahr ist er bei der Clubmeisterschaft oder der Jahreswertung der Mittwochsregatten vor dem Yachthafen für Plätze auf dem Podium gut.
Ehrenamtliches Engagement ist elementar für so große Vereine wie den WYC, der zum Jahresanfang 1218 Mitglieder zählte. Der Württembergische Landessportbund WLSB zeichnete dieses Jahr Ellen Bauer und Gert Hanker aus. Wolfgang Hund hielt die Laudatio auf beide. Ellen Bauer ist ein klassisches „Eigengewächs“ des Clubs. Als Jugendliche durchlief sie die verschiedenen Ausbildungen. Es dauerte nicht lange, da organisierte sie schon selbst Schnupperkurse für Kinder, warb selbst um Nachwuchs für den Verein. Später gehörte sie dem Bundesliga-Kader des WYC an und koordiniert seit ein paar Jahren die „Südseeperlen“, eine Gruppe junger Frauen, die bei Damen-Events in ganz Europa unter dem Stander des WYC segeln. Die „Oberperle“, so Wolfgang Hund, gebe mehr als das zurück, was sie in jungen Jahren an Unterstützung erfahren habe. Gerhard Eschrich (Vize-präsident des Sportkreis Bodensee im WLSB) überreichte ihr die Ehrennadel des WLSB in Silber. Auch Gert Hanker hatte die Ausbildung einer ganzen Reihe von Qualifikationen im WYC durchlaufen. Seit 2016 gehört er selbst zum Ausbilder-Team des Vereins und gibt das Gelernte in einer Viel-zahl von Theorie- und Praxisstunden weiter. Ihm wurde die Ehrennadel des WLSB in Bronze verliehen.
Die Ehrung erfolgreicher Segler des WYC hatte der Verein schon im November in einer neu eingeführten, separaten Veranstaltung durchgeführt. Präsident Freivogel ließ es sich jedoch nicht neh-men, Simon Diesch in der Versammlung eigens zu erwähnen. Der 29-Jährige hatte vor wenigen Wochen bei der Weltmeisterschaft der 470er nicht nur Rang vier erreicht, sondern auch fast doppelt so viele Punkte für die Ausscheidung um das Olympia-Ticket geholt wie die interne deutsche Konkurrenz. Freivogel freute sich auch, dass bei der Sportlerehrung der Stadt Friedrichshafen am Tag vor der Mitgliederversammlung nicht weniger als 27 Seglerinnen und Segler des WYC ausgezeichnet wurden. Dazu wurde das langjährige Engagement von Wolfgang Hund mit dem Sportehrenbrief der Stadt gewürdigt.

Ältestenrat wiedergewählt
Schließlich genehmigte die Versammlung den Haushaltsabschluss für das Jahr 2023, beschloss das Budget für die laufende Saison und wählte turnusgemäß den Ältestenrat: Walter Bauer, Brigitte Egger, Wolfgang Hund, Heinz Schlumberger und Franz Zeller wurden für die kommenden drei Jahre in diesem Gremium bestätigt.

Anhang
Mitglieder, die für 25 Jahre Mitgliedschaft im WYC ausgezeichnet wurden:
Wieslawa Antonowicz, Anne Bachschmid, Markus Benz, Helga Birk, Matthias Conzelmann, Ulrich-Karl Conzelmann, Renate Ense, Doris Flintrop, Dr. Sebastian Foerster, Gisela Freising, Gabriele Gasteier, Sigrid Hecht, Peter Kalmbach, Christa Katz, Liane Klaedtke-Schwab, Peter Kneipp, Julia Kochendörfer, Roland Küsel, Birgit Lancé, Birgit Mathes-Kees, Marli Meßmer, Carsten Ortlieb, Gudrun Peters, Doris Philipp-Heinrich, Roswitha Pieper, Barbara Rieger, Anita Rimmele-Daikeler, Gerda-Maria Rück, Christian Severens, Axel Smidt, Renate Traub, Irene Ulmer und Elke Welz.

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Fotos: Volker Göbner

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