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Auf Rang fünf gesegelt sind Simon, Felix und Eckart Diesch bei der „Meisterschaft der Meister“ am letzten Oktober-Wochenende auf der Alster in Hamburg.

Die „Meisterschaft der Meister“ wird seit 1980 am Ende der Saison traditionell auf der Alster ausgesegelt. Eingeladen sind jeweils die deutschen Meister der zurückliegenden Saison – also auch Simon Diesch. Der eigentlich im 470er das Olympiaticket von Tokyo 2020 anpeilende 23-Jährige hatte vor kurzem erst die IDM der J70 in Friedrichshafen gewonnen. Ausgesegelt wurde die Meisterschaft der Meister diesmal in 3-Mann-Kielbooten vom Typ Beneteau First 18. Simon fragte nach der Einladung also zuerst seinen 470er-Vorschoter Philipp Autenrieth – doch der winkte ab. Felix Diesch, ebenfalls aus der J70-Meister-Crew, signalisierte Interesse. Die Brüder sahen sich an - und fragten Vater Eckart, ob er mal wieder Regatta segeln wolle: „Vater, da könntest doch Du mitsegeln!?“

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Tatsächlich hatte sich der Olympiasieger von 1976 im FD aber Anfang der 1990er Jahre vom Regattasegeln losgesagt und war seither fast nur noch als Fahrtensegler (oder Funktionär) auf dem Wasser. Bei aller Freude, dass ihm „die Buben“ das zutrauen würden, bat sich Vater Diesch Bedenkzeit aus. „Bin ich der Sache gewachsen – oder blamier ich mich da?“, schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Die Sache reizte ihn dann doch – und Mutter Maria Diesch war nicht ganz unbeteiligt, witterte sie doch einen Familienausflug in die Hansestadt.
Am Freitagabend ging es also auf den Weg in den Norden und am Samstagmorgen gleich aufs Boot, die Vater-Söhne-Crew hatte 15 Minuten Gelegenheit, sich einzusegeln. Während Simon in der gewohnten Rolle als Steuermann sich an das Schiff gewöhnte und Felix als Vorschiffsmann wie immer die Strippen zog, war das Gennaker fahren für „Ekke“ ungewohnt. Zu seiner aktiven Zeit wurden kleine Spinnaker gesegelt, Bugspriet und ein asymmetrisches Vorwindsegel waren noch lange nicht üblich. „Ich habe mich zurückgehalten, wollte nicht dazwischen reden und meinen Job machen, so gut ich konnte“, so Eckart Diesch. „Die reden viel mehr als wir früher“, hatte er schnell an Bord erkannt. „Simon, lass Dir die Taktik nicht aus der Hand nehmen“, betonte er die Rolle seines jüngeren Sohnes.
Acht Boote waren in einem Rennen, 32 Teams insgesamt am Start – ein Wechsel-System ähnlich wie in der Bundesliga. Im ersten Rennen wurden die Dieschs Dritte: „Gut, aber ausbaufähig“, kommentierte Simon Diesch, der gerne freien Wind von vorne hat. „Mit erstaunlich wenigen Worten hat die Familien-Crew zusammengefunden“, fand Simon gar nicht, dass viel geredet worden sei. „Die Strategie kam von Felix, der hat sehr viel Erfahrung bei diesen kurzen Kursen“ so Simon weiter. Zwei zweite und zwei erste Plätze folgten am Samstag, die Dieschs standen abends auf Rang drei, waren damit für das Semifinale der besten Acht qualifiziert. „Ich habe diese Manöver bisher nur bewundert“, so Eckart Diesch über das blitzschnelle Setzen des Gennakers nach der Luvtonne. „Es war faszinierend, da mit zu tun. Mit Felix vorne dran fühlt man sich so sicher“, war er beeindruckt, wie heute gesegelt wird.
Am Abend stand aber auch Eckart Diesch im Mittelpunkt, wurde extra erwähnt und begrüßt. Während es mit den alten Recken ein fröhliches Hallo war, hatten viele der jungen Segler nur selten einen deutschen Olympiasieger im Segeln zu Gesicht bekommen (da gibt’s halt nicht viele …).
Im Semifinale ging es dann sozusagen um die Wurscht. Acht Boote am Start, die besten drei sollten ins Finale kommen. Zwei waren schnell völlig weg vom Fenster, die beiden Favoriten relativ schnell ganz vorne . „Es war ein erbitterter Kampf im Mittelfeld um die Plätze drei bis sechs“, so Simon Diesch. Es sollte knapp nicht reichen. „Die anderen Teams waren eingespielter“, meinte er - denn für das WYC-Team war es um ein paar Zentimeter nur Platz fünf. „Wir wären gerne ins Finale der besten Drei gesegelt“, so Simon weiter. Doch so musste/konnte Familie Diesch bei den beiden Finalläufen zusehen, die letztlich die 470er-Damen-Crew von Theres Dahnke gewann. „Die Sieger der Herzen haben auch gewonnen“, so Simon über den nicht vorausgesagten Sieg der Damen-Crew, die aber auch einen gewissen Gewichtsvorteil auf ihrer Seite hatten.
„Mein Muskelkater hält sich in Grenzen“, so Eckart Diesch am Tag danach. Denn seit vier Wochen ist er regelmäßig in der eigenen Mucki-Bude anzutreffen. „Das hat zufällig gepasst“, so der 64-jährige, noch nicht ganz im Klaren, ob dieser fünfte Platz nun ein Erfolg oder Misserfolg war. Aber auf alle Fälle: „Das war eine runde Geschichte. Sehr nett, einmal zwischen den beiden erfolgreichen Buben zu segeln!“
V. Göbner

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