alt„Für mich war die WM sicher gelungen. Platz drei wär’ drin gewesen, das waren ja nur vier Punkte“, resümiert Marvin Frisch über die Weltmeisterschaft der Optimisten, bei der er unter 231 Teilnehmern aus 56 Nationen Rang fünf erreichte. Seit gestern ist der Spitzensegler des Württembergischen Yacht-Club wieder zu Hause in Hagnau.

Zwei Phänomene beschäftigten die Segler in Langkawi. Einmal lag das Regattarevier - in der Straße von Malakka zwischen Malaysia und Thailand – mitten im Tidenstrom. Zweieinhalb Meter beträgt dort der Unterschied zwischen Ebbe und Flut, entsprechend schnell floss das Wasser durch die Bucht. „Bis zu 50 Meter pro Minute“, so Marvin Frisch, war die Strömung stark. Bei permanentem Badehosenwetter war es manchmal sehr schwierig, sich für die richtige Seite zu entscheiden. „Um die Mittagszeit hat der Wind dort immer verrückt gespielt“, beschreibt der 14-Jährige. In der größten Hitze drehte der Wind, der sonst meist die gleiche Grundrichtung hatte, unberechenbar – oder „stellte ganz ab“. Da herrschten auf engstem Raum unterschiedliche Windverhältnisse. „Einmal musste einer fünf Meter neben mir schon hängen und ich stand noch ohne Wind da“, verdeutlicht Marvin. Abgesehen von diesen schwierigen Mittagsrennen wehten bis zu fünf Windstärken. „Es war gar nicht so wenig Wind, wie wir befürchtet hatten.“

„Die Strände sind wunderschön, aber stark verdreckt“, so Marvin Frisch über das Land. Selbst auf der Regattabahn „musste man aufpassen, dass man nicht über Müllfelder fährt“, so der beste Europäer bei der WM. „Die Einwohner hausen in Blechhütten und sind sehr arm“, hat er auf einer Tour über die Insel am Ruhetag der WM gesehen. Da musste die fünfköpfige deutsche Equipe eine herbe Niederlage im Team-Race verdauen. Denn nach einem erfolgreichen ersten Tag bei diesen speziellen Mannschaftsrennen im Rahmen der WM setzte es gleich zwei Niederlagen gegen Norwegen und Italien hintereinander – und damit das Aus in der Runde der besten acht Nationen. Aber bei einem „sauscharfen Essen“ wurde auch das geschluckt.

In fast allen Zwischenständen lag Marvin Frisch in den Top-ten. Erst am drittletzten Tag musste er gleich mehrere zweistellige Ergebnisse verkraften. Mit dem vorletzten Tag verbesserte er sich wieder in die einstelligen Ränge, ehe das 15. und letzte Rennen anstand. „Da bin ich noch mal voll auf Angriff gefahren.“ Das gelang im dann auch perfekt. Der Start war besonders schwierig, da diesmal die Strömung von hinten anschob – und man sich nicht vor dem Startschuss über die Startlinie schieben lassen darf. Aber vom Start weg lag Marvin Frisch in Führung und gewann dieses abschließende Rennen. Mit insgesamt 118 Punkten verbesserte er sich damit noch einmal auf Rang fünf.

Wie es weiter geht, wird der 14-Jährige erst in den kommenden Wochen entscheiden. Da er erst im März 15 Jahre alt wird, dürfte er 2011 noch alle internationalen Rennen im Optimisten mitsegeln. Doch die nächste WM ist erst in zwölf Monaten in Neuseeland, die EM im Sommer in Portugal. „Ich schätze mal, ich geh’ raus“, denkt Marvin laut nach. Aber die Einmannboote wie den Laser mag er nicht so sehr, und für die Teamboote 29er oder 420er fehlt ihm noch der richtige Partner. Zunächst aber steht ab heute wieder die Schule an, dann kommen noch einmal die Ehrungen für das vergangene Jahr: Deutscher Meister, Int. Österreichischer Meister und Schweizer Meister, dazu jetzt der hervorragende fünfte Platz bei der WM.

Volker Göbner

Marvin Frisch 800

 

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